Unser Fräulein Fritz, unsere Fritzi…
Eigentlich hieß sie ja „Desirée“, aber das passte zu diesem rustikalen, bärtigen Jagdpanzer ungefähr so gut wie der Name „Fee“ zu einer russischen Kugelstoßerin…
Sie kam im Alter von 10 Jahren aus Italien zu uns -und wir durften fast 5 wunderbare Jahre mit ihr verbringen. Sie hatte in Italien bei einem Jäger gelebt und gearbeitet, wurde dann in ein Tierheim abgeschoben. Von dort aus sollte sie aus bürokratischen Gründen mit 24 anderen Hunden in eine Hundehölle verlegt werden, in der sie in höchstem Elend ein furchtbares Dasein gefristet hätte… Die italienischen Behörden sind da im wahrsten Sinn des Wortes „gnadenlos“… Aus diesem „Tierheim“ wäre sie nie mehr herausgekommen, denn dort wurden keine Hunde vermittelt, nur aufbewahrt. Gerade soviel Futter, dass sie nicht verhungern, nie Auslauf, Kosten pro Hund am Tag vielleicht 1 Euro. Staatliche Zuschüsse am Tag rund 3 Euro. Bei rund 200 Hunden ein lukratives Geschäft… Es blieb den Tierschützern nur ein Monat, all diese Hunde zu vermitteln. Und es gelang ihnen!
So kam Fritzi zu uns und wir konnten ihr noch ein paar schöne Jahre schenken, in Liebe und Geborgenheit. Sie war unsere Fritzoline, der hundgewordene Bremsklotz: wenn sie sich an einem Geruch festgesaugt hatte und erstmal eine Doktorarbeit drüber schreiben musste, dann war da nichts zu machen…
Hatte sie den Duft einer Katze in der Nase war ganz großes Kino mit heftigem Soundtrack angesagt und man brauchte Muckis, damit sie einen nicht über die Wiese zerrte…
Meine rechte Schulter hat so eine Jagdattacke zu spüren bekommen. Sie konnte nie von der Leine, weil sie das Brackieren (eine Spur über Kilometer verfolgen und das Wild dem Jäger vor die Flinte treiben) ja berufsmäßig gemacht hatte. „Von der Leine“ hätte bedeutet, dass sie sofort zum Jagen abgezwitschert wäre und das konnten wir nicht verantworten.
Also hatte ich sie an der Leine, ratschte gerade und Fritzi bekam eine Spur in die Nase. Sie rasten nach hinten los, versuchte, über einen Bach zu springen – aber über dem Bach war die Leine zu Ende und sie plumpste senkrecht ins Wasser. Sie tauchte auf, aber kam nicht weiter und ich konnte sie zurückziehen aus dem Bach…
Aber der plötzliche Zug an der Leine war so stark, dass ich dachte, „Wenn ich jetzt die Jacke ausziehe, dann fällt der Arm raus, denn den hat sie mir bestimmt abgerissen…„. Ich habe da auch ganz spontan neue Flüche gelernt, denn es tat höllisch weh… Seitdem habe ich eine „Fritzi-Schulter“. Geliebt habe ich die Madame aber trotzdem. Ich hatte halt nicht aufgepasst, selber schuld…
Fritzi war immer lieb und freundlich mit anderen Hunden und wenn sie an der Leine herumgröhlte – was sich ziemlich heftig anhörte – , dann nur, weil sie gerne dem anderen Hund „Hallo“ sagen wollte. Sie hatte halt eine sehr rustikale Ausdrucksweise. Haben nur manche Hundehalter nicht verstanden… Aber unsere Fritzi war trotzdem ein Schatz, immer gut drauf und sehr schmusig.
Doch irgendwann kommt der Zeitpunkt des Abschieds und so konnten wir unserem alten, bärtigen Hundemädchen nur noch den letzten Liebesdienst erweisen und sie erlösen lassen. Der Krebs war stärker, eine Niere kaputt, Schmerzen, keinen Appetit mehr. Keine Chance auf Verbesserung der Lebensqualität – da war die Entscheidung klar, was zu tun ist.
Mit Hilfe unserer wie immer sehr sensiblen und liebevollen Tierärztin Dr. Schreyer durfte Fritzi daheim auf dem Sofa ihren Weg über die Regenbogenbrücke gehen. Mach’s gut, Fritzi, Du wirst immer in unseren Herzen sein und wir werden Dich sicher noch oft unsichtbar bei den Gassigängen dabei haben. Weißt schon, so wie damals die Luzy, die man noch lange spürte und immer nur aus den Augenwinkeln zu sehen meinte… Grüße alle anderen schön, die vor Dir gegangen sind. Wir sehen uns wieder und dann lassen wir’s krachen! Wir lieben Dich!